Die Beiträge zu dieser Rubrik harren aktuell noch ihrer Überarbeitung, werden aber (hoffentlich) in den nächsten Wochen und Monaten korrigiert, ggf. ergänzt und anschließend hier eingefügt werden. Wir bitten diesbezüglich um Verständnis.

Aus gegebenem Anlass, der in kürze stattfinden Wintersonnenwende nämlich, möchte ich dieses Thema vorziehen und stelle ausnahmsweise die unbearbeitete Rohfassung online, die inhaltlich zudem leider auch noch nicht ganz vollständig ist.

Ich hoffe natürlich, dass Sie den folgenden Beitrag trotzdem interessant, informativ und/oder zumindest unterhaltsam finden werden.

Viel Spaß beim lesen!

Das Mittwinterfest & die heiligen Nächte

Hätten unsere frühgeschichtlichen Vorfahren einst Terminkalender besessen, wäre der Tag der Wintersonnenwende wohl fett rot markiert gewesen und auch in den folgenden 12 Tagen hätte groß „Frei!“ gestanden, denn sowohl die Wintersonnenwende, als auch die darauffolgenden Raunächte gehörten in vorchristlicher Zeit nicht nur hier im Havelland, sondern in ganz Mittel- und Nordeuropa zu den wichtigsten Terminen, auch damals offenbar schon aus kultisch-religiösen Gründen.

Auch bezüglich des germanischen Mittwinterfestes ist, wie leider generell wenn es um das praktizierte kultisch-religiöse Brauchtum unserer antiken Vorfahren geht, die Quellenlage äußerst spärlich.
Antike Aufzeichnungen die das Feiern der Wintersonnenwende bei den heidnischen Germanen im heutigen Deutschland beschreiben und somit belegen würden, sind mir persönlich nicht bekannt, von konkreten Beschreibungen kultischer Handlungen oder gar fester Rituale zu dieser Zeit ganz zu schweigen.

Sucht man jedoch lang und geduldig genug, kann man einiges Interessantes zutage fördern und zwar nicht selten dort wo niemand es vermuten würde, jenseits der Werke antiker Historiker und manchmal auch ohne die sonst unverzichtbaren archäologischen Funde zur Beweisführung heranziehen zu müssen, die uns bei diesem Thema allerdings glücklicherweise hier und da zur Verfügung stehen.
Auch in diesem Fall sind es vor allem die scheinbar themenfremden wissenschaftlichen Disziplinen, die alle zusammen das Benötigte zutage fördern. Neben der Arbeit verschiedenster Historiker kann es durchaus die Sprachforschung, die Religions-, Kultur- oder Sozialwissenschaft und manchmal gar eine Analyse moderner regionaler Folklore sein, die gänzlich unerwartet zu neuen Erkenntnissen führt.

Doch was genau wissen wir nun über diesen offenbar besonderen Tag der Wintersonnenwende und der Geschichte ihrer Verehrung durch unsere antiken Vorfahren?

Die Wintersonnenwende und das Julfest – Fakten und Fragezeichen

Wie vermutlich ein Jeder weiß, markiert die Wintersonnenwende auch in unserem heutigen Jahreslauf den Termin der längsten Nacht und des kürzesten Tages, was vor allem mit dem Neigungswinkel der Erdachse und der Lage Europas auf der nördlichen Erdhalbkugel zu tun hat, um es einmal simpel auszudrücken.

Im julianischen Kalender – das ist die Vorgängerversion des von Papst Gregor eingeführten Kalenders – ereignete sich die Wintersonnenwende noch zwischen dem 24. und 25. Dezember und dieser Tag scheint einst überall im vorchristlichen Europa einer der wichtigsten religiösen Feiertage des Jahres gewesen zu sein, wenn nicht gar der wichtigste überhaupt, doch dazu später mehr.

Seit der Kalenderreform von Papst Gregor XIII im Jahre 1582 fällt dieser Termin auf den 21. Dezember, beziehungsweise einen Tag davor oder danach.
Das hängt damit zusammen, dass das Sonnenjahr eigentlich sechs Stunden länger ist, als die 365 gregorianischen Kalendertage.
Aus diesem Grund verschiebt sich der Zeitpunkt der Wintersonnenwende von Jahr zu Jahr um ungefähr sechs Stunden nach vorne. In einem Schaltjahr geht es dann wieder per Zeitsprung um etwa 18 Stunden zurück.
Dies mag man nun schwer nachvollziehbar oder gar widersinnig finden, jedoch scheint eine adäquatere Lösung dieses Problems nicht ohne Weiteres zu finden oder umzusetzen zu sein. Darüber hinaus erinnere ich daran, daß wir aufgeklärten Menschen der Jetztzeit uns „aus wirtschaftlichen Gründen“ eine Winter- und eine Sommerzeit aufdiktieren lassen, dass unsere Zeitrechnung mit dem fiktiven Geburtstag einer wissenschaftlich nur schwer fassbaren mythologischen Sagengestalt beginnt und so weiter und so fort.
Doch auch dazu später mehr … zurück zum Thema.

Ausgehend von der Annahme, die Feierlichkeiten zur Wintersonnenwende wären in vorchristlicher Zeit einer der wichtigsten, wenn nicht gar der bedeutendste kultisch-religiöse Termin unserer Vorfahren gewesen, wozu ich im Folgenden hoffentlich ein wenig Aufklärung leisten kann, wird dies auch im modernen europäischen Neopaganismus (d.h. Neuheidentum) zumindest ähnlich wahrgenommen.
Besonders in der spätgermanisch-nordischen Variante namens „Asatru“, deren rituelle Praxis im Wesentlichen auf den Inhalten und der Interpretation der ‚Edda‘ basiert, stellt ‚Jul‘, also das Julfest, die wichtigste Zeit ihres spirituellen Jahres dar.
Innerhalb dieser Strömung ist mit Jul in der Regel die Zeit der 12 heiligen Nächte – doch auch bezüglich der Rauhnächte gibt es innerhalb des praktizierenden Neuheidentums einige Uneinigkeit –   oder aber lediglich die Nacht der Wintersonnenwende gemeint.

Konkrete Anhaltspunkte für diese Behauptung gibt es jedoch nicht, weil die historischen Überlieferungen diesbezüglich ebenfalls schlicht unkonkret sind. Zwar ist die spätgermanische Mythologie naturgemäß deutlich besser überliefert, als die mindestens eintausend Jahre ältere Version der antiken Germanen, teilweise gar mit Beschreibungen der zeitgenössischen kultischen Praxis, eine präzise zeitliche Eingrenzung des Julfestes liefert  jedoch keine der Quellen, schon gar nicht übereinstimmend.
Auch für eine Übersetzung des Wortes ‚Jul‘ mit „Sonnen-Rad“ oder „Jahreslauf“ allerdings gibt es keine stichhaltigen etymologischen Belege, sie sind bestenfalls spekulativ. Mittlerweile leitet die Sprachforschung diese Bezeichnung vielmehr vom urgermanischen „ jehwlą / Feier, Fest“ ab, was uns allerdings nichts über dessen Dauer verrät.

Eventuell können diesbezüglich ausnahmsweise die alten Germanen des Festlandes zur Aufklärung beitragen. Von diesen wissen wir, dass schon Ende Oktober oder Anfang November „die dunkle Zeit“ begann. Angezeigt durch den ersten Vollmond nach dem letzten Erntedankfest feierten beispielsweise die suebischen Alemannen mit dem Winteranfang auch ihr erstes „Totenfest“, zu Ehren der verstorbenen Ahnen, welches deutliche Parallelen zur Bedeutung des keltischen ‚Samhain‘ aufweist. Der ‚alemannische Winteranfang‘ scheint der Auftakt zu einer ganzen Serie von Feierlichkeiten zu diesem Thema gewesen zu sein,
deren Höhepunkt das Mittwinter- oder Winternachtsfest zur Wintersonnenwende, die darauffolgende Mütternacht und die heilige Zeit der zwölf Raunächte darstellte, während die Fastnachtsbräuche wohl das Ende der Feierlichkeiten und der Völlerei markieren.

Es ist also nicht auszuschließen, dass einst dieser gesamte dreimonatige Zeitraum als Festzeit angesehen wurde und  gemeint war, wenn vom „Julfest“ gesprochen wurde.

Wir haben es also mit einer komplexeren Problematik zu tun, als es auf den ersten Blick schien. Wenn nun aber nicht einmal die Wikinger, als Erben der germanischen Kultur und Mythologie, in diesem Punkt für Klarheit sorgen können, muss die Recherche eben ausgeweitet werden und zwar sowohl zeitlich, als auch was die Bandbreite der wissenschaftlichen Disziplinen angeht, die möglicherweise das ein oder andere Puzzleteil beizusteuern haben.

Von frühgeschichtlichen Observatorien zum germanischen Sonnenkult

Lässt sich nun irgendein vorchristliches Brauchtum zur Wintersonnenwende nachweisen und wenn, wie weit reicht dieses zurück?

Glücklicherweise kann die Wissenschaft wirklich zur Klärung dieser Frage beitragen. Großen Anteil an unserem heutigen Wissensstand über die Kultur(en) der Germanen trägt sicherlich die Archäologie.
Ihr verdanken wir die Erkenntnis, dass schon die frühen Europäer der Steinzeit komplexe Bauwerke errichteten, die nicht in erster Linie als Behausung dienten, sondern als Begräbnisstätte, als Kultplatz oder als Himmelsobservatorium, sowie darüber hinaus, dass die prähistorischen Bauherren ihren Bauten nicht selten eine architektonische Ausrichtung auf bestimmte Fixpunkte ihres Sonnenjahres gaben, nämlich den Tag- und Nachtgleichen oder den Sonnenwenden.

Es gibt wohl kaum eine archäologisch erschlossene bauliche Anlage im heutigen Mitteleuropa, die nicht auch auf irgendeine Weise Bezüge zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende aufweist.
Vor allem sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Grab- und Kreisanlagen der Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit zu nennen, die besonders durch ihre präzise Ausrichtung beeindrucken.
Dies lässt nicht nur auf einen für diese frühe Zeit unerwartet fortschrittlichen Kenntnisstand der Stern- und Himmelsbeobachtung schließen, sondern zudem besaßen viele der zu diesem Zweck gebauten Anlagen neben ihrer Bedeutung als Observatorien auch einen archäologisch nachweisbaren kultischen oder religiösen Charakter.

Eine archäologische Sensation ist die vor einigen Jahren in Sachsen-Anhalt entdeckte sogenannte ‚Himmelsscheibe von Nebra‘, ein „Missing Link“ der mitteleuropäischen Kulturgeschichte. Sie schlägt eine Brücke vom Sonnen-, Himmels- oder Sternenkult der Bronzezeit, bis hin zu frühmittelalterlichen Weihnachtsbräuchen.
Die Künstler der Eisenzeit standen ihren bronzezeitlichen Vorgängern in nichts nach, wie prunkvoll aus Edelmetallen gefertigte Kultgegenstände, wie der `Sonnenwagen von Trundholm`, sowie zahlreiche andere Sonnensymbole in Form diverser Kunst- und/oder Kultgegenständen, aber auch auf Waffen und anderem beweisen. Eine spirituelle Verwandtschaft oder zumindest Beeinflussung wird unter anderem in diesen Kunstwerken mit kultischer Bedeutung deutlich.

Es gibt sie also zweifellos, die nachgewiesene spirituelle oder kultische Bedeutung der Wintersonnenwende in Mitteleuropa.
Beschäftigen wir uns nun mit den Überlieferungen und den bis in die heutige Zeit überkommenen Fragmenten kultischen Brauchtums.

Was Weihnachten NICHT ist

Bevor wir nun jedoch mit dem Zusammentragen der Belege beginnen, die beweisen sollen und werden, dass und wie unsere heidnischen Vorfahren verschiedener Regionen und Epochen das Mittwinterfest zelebrierten, sollten wir zunächst klären, was „Weihnachten“ – althochdeutsch „ze den wihen nahten“ / „zu den geweihten od. heiligen Nächten“ (gemeint sind die 12 Raunächte) – eindeutig NICHT ist, nämlich ein „christliches Fest“ zu Ehren einer auch heute noch weltweit höchst populären historischen Persönlichkeit aus dem antiken Palästina.
Wir kehren somit noch einmal zurück zum eingangs bereits angeschnittenen Thema des „erfundenen Geburtstages“ des Religionsstifters Jesus Christus.

Auch das folgende Wissen verdanken wir übrigens den Forschungen verschiedenster Zweige der Wissenschaft, welche uns durch ihre Detektivlupe einen Rückblick in längst vergangene Zeiten ermöglichen.

Wie bereits angemerkt, scheint die Wintersonnenwende bei allen heidnischen Kulturen des vorchristlichen Europas einer der wichtigsten, wenn nicht gar der wichtigste religiöse Termin des Jahres gewesen zu sein.
Welcher Tag also könnte den frühen Entscheidungsträger der aufstrebenden aber noch nicht besonders populären christliche Kirche am geeignetsten erschienen zu sein um ihn mit einer wichtigen christlichen Bedeutung zu belegen? Denn es galt eine eklatante Schwachstelle in der „noch im Aufbau befindlichen“ und noch nicht besonders schlüssigenen Mythologie endlich zu beseitigen und somit ihrem „religiösen Storybook“ ein wenig mehr Plausibilität zu verleihen, was unter anderem hinsichtlich einer angestrebten Verbreitung des christlichen Glaubens auch in anspruchsvollere Zielgruppen, wie der gebildeten antiken Oberschicht, durchaus nachvollziehbar erscheint. Diese war nämlich einigermaßen verwöhnt vom umfangreichen Angebot an Kulten im religiös toleranten römischen Imperium und dementsprechend anspruchsvoll.

Kurzum, bis heute ist es der Wissenschaft nicht gelungen, einen stichhaltigen Beweis für irgendeines der überlieferten angeblichen Geburtsdaten von Jesus Christus zu finden, von denen übrigens keines auf den Termin der Wintersonnenwende fällt, weder dem julianischen, noch dem gregorianischen Kalender nach. Es gibt nicht einmal eine unseriöse oder eindeutig gefälschte Quelle, die dies behaupten würde.

Die frühen Christen schienen jedenfalls noch ohne einen entsprechendes Geburtsdatum mit der Lebensgeschichte des Heilands zufrieden zu sein

Dass diese Lebensgeschichte allmählich immer detaillierter wurde – obwohl weder neue Apostel bekannt wurden, noch eventuell bis dahin verschollene „Evangelien“ auftauchten – und es urplötzlich gar einen „Geburtstag“ gab, scheint allerdings auch kein allzu großes Problem für die Gläubigen gewesen zu sein.
Dieses Phänomen lässt sich übrigens bei jeder in den folgenden Jahrhunderten noch vorgenommenen Änderung, Anpassung und Verzerrung des „unabänderlichen Wortes Gottes“ beobachten, egal wie grotesk oder widersprüchlich zum übrigen Bibeltext diese Manipulationen auch sein mochten, und im Grunde hat sich dies bis in die heutige Zeit hinein nicht geändert.
Ein in einem Konzil, von Menschen wohlbemerkt, beschlossener Inhalt wurde vom Papst als Dogma unters Volk gebracht und die wenigsten störten sich daran oder taten im Interesse des eigenen Lebens lieber so.

Neben einem klassischen, in sich schlüssigen mythologischen Storytelling, legte die noch heidnische Klientel früher christlicher Missionierungsbemühungen im antiken Imperium Romanum vermutlich auch einen gewissen Wert auf die lieb gewonnenen Annehmlichkeiten der in praktischer Regelmäßigkeit über das Jahr verteilten religiösen Feiertage der antiken polytheistischen Welt.

Besonders das frühe Bildungsbürgertum, aber auch der ebenso gebildete Adel, standen im Fokus der christlichen Missionierungsbemühungen, denn in ihren Anfängen war die katholische Kirche noch lange nicht die reichste und mächtigste Institution der Welt, folglich gab man sich mit Sicherheit große Mühe, den finanzkräftigen potentiellen Konvertiten zu gefallen und wie wir an diesem Beispiel sehen können, war zu diesem Zweck so gut wie jedes Mittel recht.

Welcher Tag wäre also besser geeignet gewesen, zum wichtigsten Tag der Christenheit erklärt zu werden, als der bis dahin wichtigste Tag des antiken europäischen Heidentums, der Tag der Wiedergeburt der Sonne nämlich?
Noch war die christliche Mythologie weitgehend unbekannt und der religiöse Superstar in Spe noch im Aufbau befindlich…und die Meinung der zu Recht verwunderten Juden hat in der Geschichte der Kirche ja bekanntlich noch nie interessiert.
Ähnlich wurde übrigens in Folge auch mit weiteren wichtigen Feiertagen des europäischen Heidentums verfahren, wie dem Osterfest zum Beispiel, doch das ist ein anderes Thema. Heute würde ein solches Vorgehen vermutlich als „Urheberrechtsverletzung“ rechtliche Relevanz besitzen.

Das perspektivisch zu missionierende Volk jedenfalls musste auf diese Art weder auf den geliebten Feiertag verzichten, noch musste sie sich sonst großartig umgewöhnen, denn, rein zufällig natürlich, waren auch andere relevante Basisbausteine der neuen Religion angenehm vertraut … überhaupt glich diese „neue Religion“ bis auf einige wenige Details den beliebtesten religiösen Kulten des römischen Imperiums und zwar gleich allen zusammen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ganz pragmatisch und dem nötigen Gespür für den religiösen Zeitgeist wurde das gesamte Konstrukt der christlichen Kirche, inklusive ihrer Mythologie, an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe angepasst.
In späteren Jahrhunderten sollte diese beeindruckende Flexibilität der Kirche jedoch rapide nachlassen und schließlich zu einer religiösen Konserve erstarren, die nur dann in Bewegung kam, wenn es entweder galt Reichtümer anzuhäufen oder aber gegen Andersgläubige und -Denkende in den Krieg zu ziehen.

Als Vorbild für das Fest zur angeblichen Geburt des Jesuskindes diente den frühen Kirchenvätern ein, im vormals religiös toleranten Rom überaus populärer Kult, vielleicht der populärste dieser Zeit überhaupt, der Mithras-Kult.
Diesen galt es natürlich abzulösen und zu verdrängen, was den Designern der neuen christlichen Religion auch hervorragend gelang, wie wir heute wissen.
Mithras war ein Sonnen- und Lichtgott, der sich bei den Römern über mehr als einhundert Jahre hinweg größter Beliebtheit erfreute, wenngleich die römische Version mit dem 1400 Jahre älteren altpersischen oder altindischen Original Mithra und seiner ursprünglichen Verehrung so gut wie nichts mehr zu tun hatte.
In der neueren römischen Mythologie weist Mithras allerdings eine erstaunliche Vielzahl an Gemeinsamkeiten mit der späteren Figur des Jesus Christus auf … beide erblickten angeblich am 24. oder 25. Dezember das Licht der Welt, beide wurden der Legende zufolge in einem Stall geboren, in Anwesenheit von Schäfern, Tieren und so weiter und so fort.
Wie auch immer, mit den Mittwinterbräuchen nördlich der Alpen hatten beide mythologische Gestalten ursprünglich nur wenig zu tun. Doch als die germanischen Stämme und Völker, als legitime Nachfolger des römischen Imperiums und angehende Gründer Europas, immer stärker in den Fokus christlichen Interesses rückten, änderte sich auch dies.

Der „Götzendienst der Barbaren“

Wie wäre die Entscheidung der frühen christlichen „Religionsdesigner“ wohl ausgefallen, hätten sie einst gewusst, um welchen Preis sie sich den Geburtstermin ihres Heilands und eine eventuell unproblematischere Missionierung der Barbaren aus den Wäldern Germaniens erkauften?
Denn wie sie später feststellen sollten, trieben zu keiner anderen Zeit im Jahr die Barbaren ihren „gotteslästerlichen Götzendienst“ ärger, war die Zahl der angebeteten „heidnischen Dämonen“ und „der vom Volk verehrten Zauberer und Hexen“ größer als rund um den Termin des nunmehr höchsten christlichen Feiertages.

Zweifellos „verführt von dunklen Mächten“, gebärdeten sich die Menschen eines, in den Augen der frühen christlichen Eiferer ebenso dunklen Landes, „schamlos, lasterhaft und zügellos“, „fraßen und soffen von früh bis spät“, ohne dabei irgendein Maß erkennen zu lassen und versündigten sich nach christlichem Verständnis auch sonst auf jede erdenkliche Art „gegen die Gebote Gottes“.
Die heidnischen Germanen opferten zu dieser Zeit nicht nur in Mooren, Seen und heiligen Hainen, sondern errichteten zu diesem Zweck riesige Feuer, wie sie sie auch zum Verbrennen ihrer Toten entzündeten.
Sie sprachen und feierten mit den Geistern verstorbener Ahnen und zu allem Überfluß thronte auf dem Höhepunkt des vieltägigen Treibens der erklärte „Erzfeind“ der katholischen Kirche, „das sündige Weib“ nämlich, dessen man sich erst kürzlich mit viel Aufwand aus der eigenen Religion entledigt hatte.

Die „Mütternacht“ im Zentrum dieser Feierlichkeiten, fast genau zum Zeitpunkt der „heiligenen Geburt des Gottessohnes aus reinem und unbeflecktem Schoße“ muß den frühen Christen wie ein von Hexen gemachter Alptraum vorgekommen sein. Hier galt es keinen heidnischen männlichen Schöpfergott zu verdrängen, sondern eine weibliche Göttin stand im Zentrum der Verehrung, eine „Schöpferin“ und mit ihr ganz selbstverständlich und unverholen auch die weibliche Sexualität und Fruchtbarkeit, als Ursprung, als Quelle allen Lebens.

Aufgrund vielfältiger schamanistischer Elemente, die sich Volksbrauchtum zum Teil bis heute erhalten haben, kann der Ursprung des Julfestes, sowie der meisten rituellen Bräuche zu dieser Zeit im vorgermanischen Schamanismus verortet werden.
Maskierte Perchten, Tänze, rhytmische Musik, Geisterkult, sowie die Bedeutung berauschender Getränke und die Rolle des Fliegenpilzes zu dieser Zeit lassen jedenfalls darauf schließen.

Die verehrte Göttin

Diese „große Mutter“ war die germanische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus, die einst von den Nordhängen der Alpen, bis in den hohen Norden Skandinaviens hinweg bei allen germanischen Völkern und Stämmen verehrt wurde. Sie hatte viele Namen, je nach Region und man könnte sagen, auch nach Jahreszeit.
Hertha nannte man sie einst in Norddeutschland und auf den Ostseeinseln, Bertha oder Perchta in Südwestdeutschland, Berkana hieß sie wohl zu Frühlings- oder Sommerbeginn im östlichen Ostseegebiet, Als Frau Holle oder Hella wurde sie in Mitteldeutschland , in der spätgermanischen Mythologie Islands als Hel, vor allem während der ersten Hälfte „der Winternacht“ als Herrin über das Totenreich verehrt, bevor sie mt der Wintersonnenwende wieder zur fruchtbaren, neues Leben gebärenden Muttergöttin wird, die sich bis zum Ende der dunklen Zeit immer mehr verjüngt, bis sie schließlich zur Frühlings-Tag und Nachtgleiche zum Beispiel in Westeuropa und auf den britischen Inseln als Eostre oder Ostara wieder die Jungfräulichkeit, das Empfangende repräsentierte.
Am bekanntesten sind ihre Namen Freija als junge Frühlingsgöttin, sowie Frigg, Fricka oder Frauja als Muttergöttin.
Am besten versteht man ihren Charakter jedoch anhand der aus spätgermanischer Zeit überlieferten Nornen Urd, Verdhandi und Skuld, die als Tochter, Mutter und Großmutter das Werden, das Sein und das Vergehen repräsentieren.

In der dunklen Zeit, am Ende des Jahres, begegnet sie uns als Großmutter, als dunkle Göttin des Totenreichs. Nun ist sie Urd, Hel oder Frau Holle, immer noch huldvoll zwar, aber nicht mehr von lebensspendender Fruchtbarkeit, sondern als Beenderin des Lebens und Hüterin der Seelen.
Nur während der Rauhnächte kann sie diese Seelen freilassen in die Welt der Lebenden und sie auf Reisen schicken mit der „wilden Jagd“.

Weitere zu Jul verehrte Gottheiten

Ähnlich wie bei der großen Mutter, der Erdgöttin Nerthus, scheinen auch die meisten der in der spätgermanischen Mythologie zahlreich vertretenen männlichen Gottheiten auf ein und denselben urgermanischen Himmelsgott Tiu/Tiwaz zurückzugehen, dessen verschiedene Aspekte sie verkörpern. Irgendwann verselbstständigten sich diese Teilaspekte in der Mythologie und wurden zu eigenen Wesenheiten, die in verschiedenen Regionen verschiedene Namen und zudem eine Vielzahl an Titeln haben konnten, wie wir am Ende der germanischen Mythologie anhand der Edda feststellen können.

Wer waren also die wichtigsten Vertreter der zu Jul verehrten männlichen Götter?
Auch diesbezüglich variieren die Traditionen mit den verschiedenen Regionen der germanischen Welt.
Während auf dem Festland schon früh der Schamanengott Wuoden/Wothan/Odhin als Anführer der aus der Unterwelt entlassenen Seelen in der „wilden Jagd“ verehrt.
Von den Sachsen Englands ist uns der Brauch des Schwurs auf den Kopf des Julebers überliefert. Dieser bezieht sich offenbar auf den Fruchtbarkeitsgott Frey.
In der spätgermanisch-eddischen Mythologie Islands und Teilen Skandinaviens scheint Baldur in besonderem Bezug zu den Sonnenwenden zu stehen. Besonders aus dieser Überlieferung ließen sich noch viele weitere Namen aufzählen, welche jedoch mit einiger Sicherheit lediglich Titel sind und Aspekte der bereits Genannten darstellen.

Das Jul- oder Winternachts-Feuer

Allen bekannten antiken Traditionen zur Wintersonnenwende war offenbar vor allem eines gemein und zwar die Verehrung des Lichts im Allgemeinen, insbesondere aber der Sonne und natürlich des Feuers.
Ebenso überregional scheint die Vorstellung der Wiedergeburt von Sonne und Leben gewesen zu sein, was sich in den entsprechenden rituellen Handlungen widerspiegelt.

Den am deutlichsten hervortretende Brauch, der sich in ganz Europa bis zur Christianisierung gleicht, vielerorts gar bis in die heutige Zeit präsent ist, stellen zweifellos die Sonnenwendfeuer dar, isbesondere die großen Winternachts- oder Julfeuer.
Ihrer besonderen Bedeutung wegen waren die Mittwinterfeuer in vielen Gegenden in ihrer Größe unübertroffen. Lediglich die sogenannten Osterfeuern zur Begrüßung des Frühlings dürften einst ähnliche Dimensionen besessen haben. Diese sind auch heute noch vielerorts Teil des ehemals heidnischen Volksbrauchtums, während Winternachts- oder Julfeuer im modernen Deutschland kaum noch vorkommen.

Die Wintersonnenwende muss den Menschen zu Beginn unserer Zeitrechnung schon allein aus optischen Gründen ein ungvergessliches Erlebnis gewesen sein, wenn beispielsweise in den dichtbesiedelten Gebieten der Semnonen, wie dem Havelland und dem Berliner Raum oder in den von den Hermunduren bewohnten bergigen Regionen Thüringens, überall zur selben Zeit plötzlich Feuer in der Dunkelheit aufleuchteten, soweit das Auge blicken konnte.
Von einem leicht erhöhten Aussichtspunkt aus betrachtet, etwa von einem der in der Regel höher gelegenen Siedlungsplätze aus, war ein solcher Anblick mit Sicherheit in der Lage große Emotionen auszulösen.

Das Gefühl nicht allein zu sein in dieser dunklen Zeit war sicherlich ebenso wichtig für die damaligen Menschen, die in verstreut liegenden Höfen und kleineren Siedlungen lebten, wie das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einem großen Ganzen, der Identifikation mit einem eventuell bedeutenden Stamm, mit einer gemeinsamen Geschichte, Mythologie und Kultur.

Übergroße Feuer können allerdings lediglich in Gebieten mit hoher Siedlungsdichte die Regel gewesen sein, denn nach heutigem Verständnis hätten sie nur dort Sinn ergeben.
Denn das Mittwinter- oder Julfest war zwar ganz klar ein rituelles „Freudenfest“ von überregionaler Bedeutung und auch das Julfeuer in erster Linie wohl ein „Freudenfeuer“, wie jenes zum Frühlingsäquinox auch, jedoch bezog sich die kultische Bedeutung des Mittwinterfestes deutlich mehr auf die Familie, das Haus, den Hof und die Dorfgemeinschaft, wir haben es beim Julfest also in erster Linie mit einem sogenannten „Hausfest“ zu tun.
Überregionale Zusammenkünfte mit einem regelrechten Volksfest-Charakter, wie man sie auch heute noch vereinzelt von Osterfeierlichkeiten zu Frühlingsbeginn kennt, dürften angesichts der Jahreszeit eher unwahrscheinlich gewesen sein.

Vielleicht hatten die großen Feuer zu Mittwinter aber auch vor allem einen symbolischen Charakter, sollten also als weithin sichtbare Zeichen eine gewisse Botschaft transportieren und wurden deshalb an gut sichtbaren Punkten in der Landschaft, zum Beispiel von ausgewählten regionalen Würdenträgern oder aber von Priesterinnen oder Priestern entzündet.

Zu Beginn einer jeden Winter- oder Julfeuerzeremonie wurden sämtliche Feuer und sonstige Lichter in Haus und Hof gelöscht und die Teilnehmer der Zeremonie somit hineinversetzt in eine lichtlose und kalte Welt, vielleicht gar symbolisch in jene Zeit, in der den Menschen das Feuer noch nicht vertraut war, doch dies ist Spekulation.
Das „neue Feuer“ jedenfalls wurde ebenfalls rituell entfacht und zwar durch den Akt des Feuerbohrens oder -drehens, welchem wieder eine Symbolik von Sexualität und Fruchtbarkeit innewohnt. Hierbei wird, vereinfacht beschrieben, mit einem Stab aus Hartholz in der Vertiefung eines Brettes aus weichem Holz, durch Drehbewegung mit den Händen oder einem kleinen Bogen ein kleines Glutnest erzeugt, mit welchem ein geeigneter Zunder entfacht wird, dieser wiederum entflammt ein leicht entzündliches Material, aus welchem dann das individuelle Julfeuer gespeist wird.

Die dualistische Glaubenswelt der antiken Germanen erforderte bei so gut wie allen religiösen Zeremonien die Teilnahme von spirituellen Würdenträgern, bzw. entsprechenden symbolischen Vertretern, beiderlei Geschlechts.
Je nach Rahmen der Zeremonie wurde das Entzünden des Feuers also entweder von der zuständigen Hausfrau/Hausherr (lokal), Hagedis/Ewart (regional), Priesterin/Priester (überregional / hier evtl. auch König, Fürst o.ä. als männlicher Part denkbar) vorgenommen. Es muss aber davon augegangen werden, dass es in verschiedenen Regionen oder aber auch in bestimmten kultischen Gruppen, abweichende Kulte mit abweichendem Zeremoniell gegeben hat, bei diversen Kriegerbünden zum Beispiel.
Bei einer größeren Anzahl teilnehmender Personen könnte die heilige Flamme durchaus auch an vier, die Himmelsrichtungen präsentierend, oder gar an zwölf Fackelträger weitergereicht worden sein, die dann das Feuer auf ein bestimmtes Signal hin entzündeten.

Überliefert ist weiterhin, vor allem durch verschiedene Volksbräuche in denen sich vorchristlich-heidnische Fragmente erhalten haben, der Brauch des Radverbrennens. Auf diese, einst in ganz Europa verbreitete Tradition geht vermutlich auch die Annahme zurück, das Wort ‚Jul‘ stünde damit in Zusammenhang und würde folglich entweder „Rad“, „Jahresrad“, „Jahreslauf“ oder Ähnliches bedeuten.
Die brennenden Räder scheinen von jeher zum Brauchtum beider Sonnenwenden gehört zu haben, denn von beiden sind sie überliefert.
Allerdings kann es sich diesbezüglich auch um Fehler in der Überlieferung oder um eine spätere wechselseitige Bedeutungsüberlagerung handeln, als heidnische Kulte nicht mehr zum Alltag der Menschen gehörten.
Denn gerade zu Mittsommer dürften Traditionen wie „das rollende Rad“, in welcher brennde Räder als Sonnensymbole die Berghänge heruntergerollt wurden, besonders für Menschen, die die Natur nicht nur rituell verehrten, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen auf diese angewiesen waren, bei aller religiöser Festigkeit wohl eher nicht in Frage gekommen sein. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem Errichten großer Feuer während der Sommersonnenwende. Je größer das Feuer und je trockener das Brennmaterial, desto stärker und desto weiter ist bekanntlich der Funkenflug.

In der Mitte des Winters jedoch spricht nichts gegen riesige Feuerstöße, vielmehr überwiegen die Vorteile, wie eine weite unbehinderte Sicht, eine nur schwer entflammbare von Schnee bedeckte Vegetation (damals jedenfalls) usw.

Zu dieser Zeit ergibt auch das rituelle Verbrennen eines Sonnensymbols durchaus Sinn und ist auch aus vielen Teilen Europas überliefert, nicht selten erhalten durch regionale Folklore bis in die heutige Zeit.
Im Regelfall scheinen die verbrannten Sonnensymbole auf einem Pfahl im, bzw. über dem Feuerstoß angebracht worden zu sein und wurden auch direkt mit dem Feuer abgebrannt.
Die sogenannten Sonnenräder konnten sich von Region zu Region durchaus deutlich unterscheiden. Vom einfachen Radkreuz, über wagenradähnliche vielstrahlige Sonnenräder, bis hin zu diversen Swastikatypen reichte das Repartoir der Formen.

Alles am „Julfeuer“ war heilig und somit bedeutend.
Die Menschen opferten verschiedenste Gegenstände und Nahrungsmittel mit meist symbolischer Bedeutung, aber auch Schmuckaus Edelmetallen und, mit dessen wachsender Bedeutung auch Münzgeld in den Flammen um ihre Wünsche von ihnen „zu den Göttern“ tragen zu lassen.
Sowohl aus seinem Funkenflug, als auch aus Glut und Asche konnte orakelt werden.

Wurde die Glut des heiligen Feuers nach Hause getragen um damit das heimische Herdfeuer zu entfachen, so brachte dies Glück und Wohlstand ins Haus.
Auch die Asche war heilig und wurde dazu verwendet, während der Raunächte Schutz- und Glückssymbole in Haus und Hof anzubringen.
Zum Zeichnen konnte entweder direkt das verkohlte Holz oder eine speziell aus Julbier, bzw. Julmet und Asche angerührte Farbe verwendet werden.

Geister- und Ahnen/Totenkult zu Jul

Aus so gut wie allen zeitgenössischen europäischen Kulturen kennt man außerdem die Idee von der „sich auflösenden Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten“ zum realen „Hier und Jetzt“, sowie einer oder gar mehrerer „Parallelwelten“, in der/denen entweder die Geister der verstorbenen Ahnen, Götter oder andere „übersinnliche“ Wesenheiten, manchmal auch alle zusammen, beheimatet waren und die den lebenden Menschen normalerweise verschlossen oder aber zumindest unsichtbar waren.
Nach allgemeinem Verständnis verschwand diese Grenze mit dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende so gut wie vollständig und ermöglichte somit einen wechselseitigen Kontakt, bis hin zu Reisen in die jeweils andere Welt, welche allerdings, ebenfalls kulturell übereinstimmend, vornehmlich in eine Richtung, nämlich in die der Lebenden vorgenommen wurden.

„Normale Menschen“ mieden offenbar lieber die Welt der Geister und Götter, es sei denn, ein zwingender Grund veranlasste sie dazu. Überlieferungen, beispielsweise aus der spätgermanisch-nordischen Mythologie, erzählen jedenfalls vereinzelt davon. Ansonsten scheinen solche Reisen den entsprechend ausgebildeten „spirituellen Fachleuten“, wie Seherinnen oder Priestern vorbehalten gewesen zu sein.

Das gemeine Volk beschränkte sich auf das allgemein freudige Wiedersehen mit den regelrecht eingeladenen Geistern der verstorbenen Vorfahren, die dem überregionalen Volksglauben nach, ihre ehemaligen Wohnorte und Sippen aufsuchten, um mit ihnen nach altem Brauch zu feiern und zwar im genauen Sinn dieses Wortes.
So wurde den Geistern in der fröhlich feiernden Runde der Lebenden Speis und Trank kredenzt als wären sie leibhaftig anwesend. Man sprach nicht nur lobend über sie, sondern regelrecht mit ihnen und wähnte sie leibhaftig inmitten der Lebenden.

Aus Norddeutschland und den skandinavischen Ländern ist der Brauch überliefert, die Betten der Lebenden während der Julzeit den zu Gast weilenden Geistern zur Verfügung zu stellen, während die Menschen in ihren Häusern „Julstroh“ ausstreuten, auf welchem sie während der Julzeit schliefen.

In manchen Gegenden wurden auch die nicht direkt zur Familie gehörigen Wesenheiten, zum Beispiel Hof- und Hausgeister, Wichtel usw. mit vor die Tür, auf die Treppe oder auf dem Speicherboden gestellten Speisen und Tränken bedacht.
Auch ist von ähnlichen Praktiken an den Rändern von Äckern und Feldern bekannt, aber auch an heiligen Orten, wie Quellen, Seen, Höhlen, Waldlichtungen, Bäumen und dergleichen.

Die zeremonielle Zuständigkeit

Jedenfalls nahmen unsere Vorfahren die Anwesenheit der Geister so ernst, dass regelrechte Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, um die Feiernden vor „bösen Geistern“, also solchen Verstorbenen, welche zu Lebzeiten als „üble Menschen“ mit schlechtem Charakter galten.
Ungeliebte Vorfahren mit „bösem Geist“, also schlechtem Charakter, die zu Lebzeiten zum Beispiel besonders gehässig, gewalttätig oder gierig gewesen waren, sollten somit an der Teilnahme an den Feierlichkeiten und eventuellen Störungen derselben gehindert werden.

Diese ungeliebten und potentiell schädlichen Geister abzuhalten oblag offenbar in der Regel den „Hagas“ oder „Hagsen“, („Hexen“, auch Hagedisen/Hagazussen), also den sogenannten „Waldweibern“, die später unter christlichem Einfluss immer stärker zu „bösen Hexen“ umgedeutet wurden, um ihr positives Andenken im Volksglauben zu beschmutzen und allmählich auszuradieren, was aus heutiger Sicht trefflich gelang.

Die zu dieser Zeit äußerst wichtigen Waldfrauen und späteren Hexen gehörten keiner übergeordneten „Priesterkaste“ an, sind also nicht identisch mit den, in historischen Quellen öfter beschriebenen „Seherinnen“ wie Ganna oder Weleda, bei denen es sich um regelrechte spirituelle Würdenträgerinnen handelte, während die Waldfrau unter anderem zum Beispiel als Hebamme und kräuterkundige Heilerin fungierte, also in die nähere Umgebung der ländlichen Bevölkerung gehört, während die Seherinnen in der dualistischen Glaubenswelt unserer Vorfahren offenbar zum weiblichen Part der Priesterschaft gehörten und als solche unter anderem das spirituelle Pendant zu den weltlichen Anführern oder Herrschern darstellten.

Anders jedenfalls ist nicht zu erklären, warum nicht nur antike römische Historiker den sogenannten Seherinnen einen solchen Stellenwert einräumten, sondern selbst römische Kaiser, wie Domitian – der erste Kaiser, der sich selbst als Gott bezeichnete – diplomatische Gespräche bezüglich des Krieges mit den suebischen Markomannen, nicht nur mit dem weltlichen Führer der Sueben, dem ‚Semnonenkönig (lt. Hist. Quellen) Masios‘ führte, sondern mit diesem zudem die ’semnonische Seherin Ganna‘ empfing. Es scheinen also unter den Germanen zumindest die suebischen Stämme von einer Art „Doppelspitze“ aus weltlicher und geistlicher Autorität, bestehend aus einem(r) (Wahl-)König(in?) und einem(r) Priester(in) regiert und/oder vertreten worden sein.
Doch dies nur am Rande, denn über die Rolle der „höhergestellten Geistlichkeit“ zur Wintersonnenwende kann ich, meinem aktuellen Kenntnisstand zufolge, lediglich Spekulationen anstellen.

Der Dualismus, besonders jener aus weiblichem und männlichem Prinzip, zieht sich durch Kultur und Religion der frühen Germanen wie ein roter Faden. Halten wir uns nun vor diesem Hintergrund noch den höchst wahrscheinlich schamanischen Ursprung des Julfestes vor Augen, dann kommen wir schnell zu dem Schluss, dass ein solch wichtiger ritueller Termin, dessen Kult sowohl weibliche, als auch männliche Aspekte beinhaltet, auch, zumindest symbolisch, von Vertretern beider Geschlechter geleitet wurde.

Neben der Haga ist also durchaus auch eine Art Schamane vorstellbar, der die kultischen Handlungen zumindest teilweise mit dieser durchführte.
Der Schamane stellt in Europa die älteste Form des männlichen Priesters dar und lässt sich über diverse Darstellungen bis in die Steinzeit zurück nachweisen. Solche Darstellungen von gehörnten oder als Tiere verkleideten Schamanenpriestern finden sich in Europa fast bis in das Frühmittelalter hinein und stellen einen weiteren Beweis für die zumindest parallele Existenz des Schamanismus in der germanischen Religionspraxis dar.

Im eurasischen Schamanismus finden sich viele Parallelen zum Weihnachts- oder Julfest, sowie zu den Rauhnächten. An dieser Stelle seien lediglich der (Welten-)Baumkult, der „Schamanenflug“ (siehe „das wilde Heer“), Ahnenkult und Gesiterbeschwörung, sowie das unter Danksagungen stattfindende rituelle Tieropfer genannt. Von jeher fungierten die Schamanen zudem als Heiler, Beschützer (vor übersinnlichen Gefahren) und Lehrer der Menschen, eine Rolle, die derjenigen der Hagas in fast allen Punkten gleicht.
Die Haga oder Hexe war also eine weibliche Schamanin.

Dem gemeinen Volk jedenfalls standen die Hagas nahe, denn sie sorgten in der dunklen Zeit, den Überlieferungen folgend, zumindest in einigen Regionen Deutschlands für die Sicherheit der Menschen, indem sie mit verschiedenen rituellen Handlungen, wie dem Ziehen von Schutzkreisen um die Siedlungen und dergleichen, alle Arten vermeintlich übelwollender Wesenheiten von ihnen fern hielten und somit eine Störung der heiteren Festivitäten verhinderten. Von „Hag“, also „Einhegung“ oder „Schutzkreis“ rührt offenbar auch der alte germanische Name der Waldfrauen. Ebenso scheint der Name „Hag-Nacht“ (Hökunótt/Haukunótt) für die längste Nacht, auf diesen Brauch zurückzugehen.

Insgesamt spricht einiges dafür, dass es sich beim Julfest ursprünglich – trotz des überregional und gemeinschaftlich wahrgenommenen „Spirits“ dieses Termins – eher um ein familiär oder in der Sippe/Dorfgemeinschaft zelebriertes ‚Haus- und Hoffest‘ handelte, als um ein überregionales Volksfest, wie es das überlieferte Brauchtum zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr darstellt.
Neben den noch nachvollziehbaren Komponenten historischen „Jul-Brauchtums“, wie die spätgermanisch-nordischen Überlieferungen der Edda, lassen unter anderem Parallelen zum heutigen Weihnachtsfest, aber auch andere enge Verbindungen zu modernem regionalem Volksbrauchtum heidnischen Ursprungs, zu Beginn und während der Raunächte schließen.

Als relativ sicher gilt, neben der Rolle der ‚Hagezussen‘ oder ‚Waldfrauen‘, die Zuständigkeit des ‚Ewarts‘ (Sippen- oder Dorfältester/entspr. i.e. mod. ‚Bürgermeister‘), was die lokalen kultisch-rituellen Abläufe zu Mittwinter angeht.
Wenn man davon ausgeht, dass es sich in der religiösen Wahrnehmung unserer frühgeschichtlichen Vorfahren bei allen (spätestens) ab der Wintersonnenwende vollzogenen Rituale um die Huldigung einer dualistischen, also sowohl weiblichen, als auch männlichen Göttlichkeit handelte, muss es zwingend zusätzlich eine weibliche Rolle im häuslichen oder dörflichen Jul-Zeremoniell gegeben haben.
In der kultischen Praxis der Einzelgehöfte dürfte dies die Hausherrin gewesen sein, im nächstgrößeren Rahmen eventuell die Ehefrau des Ewarts oder aber die ortsansässige, bzw. nächstwohnende ‚Heilige Frau‘, also die heil- und kräuterkundige Hebamme zum Beispiel.

Die zwölf Rauhnächte

Raunächte, Rauchnächte, heilige Nächte, geweihte Nächte, Losnächte, Perchtnächte, Zwölfernächte, Unternächte, Glöckelnächte und so weiter…

all dies sind Bezeichnungen aus verschiedensten Gegenden Deutschlands und sie alle meinen „die Zwölfe“, also die nach germanischem Mondkalender zwölf „überzähligen“ Nächte, die „Nichtzeit“, in welcher die Grenzen zwischen den Welten schwinden.

Diese Zeit begann im Glauben unserer Vorfahren in der Nacht der Wintersonnenwende, welche somit die erste Rauhnacht darstellte.
Wie bereits eingangs dargelegt, verschob sich der Termin der Wintersonnenwende mit Einführung des gregorianischen Kalenders vom 24./25.12. auf den 20./21.12. und mit diesem Termin folglich auch der Beginn der Rauhnächte.
Nur der nachträglich auf die Wintersonnenwende gelegte Geburtstermin von Jesus Christus, also das ausgedachte christliche Weihnachtsfest wurde „aus Versehen“ nicht mitverschoben, weshalb sich in vielen Regionen Deutschlands bis heute hartnäckig der Irrglaube hält, die Rauhnächte begännen am Weihnachtsabend oder am 25. Dezember.

„Rauhnächte“ ist die mit Abstand geläufigste Bezeichnung für die zwölf heiligen Nächte. Zur ursprünglichen Bedeutung dieses Namens gibt es zwei Hauptthesen. Eine führt zurück auf die alte Bezeichnung für Pelzwaren, die in früherer Zeit als Rauh- oder Rauchware bezeichnet wurden, die andere meint, der Name rühre vom zu dieser Zeit vorgenommenen Ausräuchern von Haus und Hof her.
Beides ist durchaus denkbar, denn sowohl die schamanische Praxis des „in eine andere Haut schlüpfens“, also das „Verkleiden“ mit Masken, Tierfellen, Hörnern und Geweihen kennen wir nicht zuletzt aus dem modernen Perchtentreiben, auch das Räuchern von Kräutern, Samen (besonders mit psychoaktiver Wirkung) und Harzen, wie Bernstein zum Beispiel, ist aus so gut wie allen archaischen Kulturen im Zusammenhang mit ritueller Reinigung bekannt.

Die Rauhnächte waren die Zeit „der wilden Jagd“, bzw. „des wilden Heeres“. In der Regel ist es ein Aspekt der Nerthus (Holle, Harke, Hertha, Bertha, Perchta) von der die Tore zum Reich der Toten geöffnet werden, meist in einem Berg verborgen, angeführt wird die Schaar der Seelen jedoch in den meisten Überlieferungen von Wuode/Wothan/Odhin, der von allen Gottheiten der Germanen am meisten schamanische Züge trägt.
In der Schweiz wird dieses Phänomen vielerorts heute noch „Wuotisheer“ genannt. In der Luzerner Fasnacht beispielsweise wird der Geisterzug vom „Vuotisheer Lozärn“ dargestellt. Interessanterweise wird der Anführer des Geisterzuges „Türst“ genannt, was vermutlich „Anführer, Vorderster, Oberster oder Erster“ heißt und auf eine Wortverwandschaft mit Tiu/Tiwaz hindeutet. Dies wiederum lässt darauf schließen, dass es sich bei Wothan wirklich um einen speziellen Aspekt des Hauptgottes Tiu handelt, wie auf andere Art auch von Frey dargestellt.

Manchmal ist es jedoch auch die Hüterin der Seelen selbst, welche als Anführerin der Geister dargestellt wird. Im Thüringischen beispielsweise fährt sie als Frau Holle den Geistern vorweg. In „Frau Wode“ schließlich fallen beide Charaktere zusammen, Muttergöttin und Schamanengott werden eins.

In einigen Regionen werden die Rauhnächte mit dem Phänomen des Werwolfes in Verbindung gebracht, jedoch ist dieser Mythos generell weit verbreitet in allen Gegenden mit kulturell germanischem Ursprung, weshalb eine expliziter Zusammenhang zwischen Werwolf-Phänomen und den Rauhnächten nicht festgestellt kann.

Überregional verbreitet schien dagegen der Brauch des lauten rhytmischen Musizierens gewesen zu sein, aber darauf soll an anderer Stelle intensiver eingegangen werden.

Die „Losnächte“ – Zeit der Opfer, Orakel und Wünsche

Auch das Bedürfnis nach einer möglichst unbeschwerten und gefühlt maximal positiven Zeit scheint ab der Sonnenwende allen frühgeschichtlichen europäischen Kulturen gemein gewesen zu sein.
Im Volksglauben hat sich vielerorten bis heute die Idee gehalten, dass jeder Tag innerhalb der „heiligen Zeit“, also der zwölf Raunächte, stellvertretend für den entsprechenden Monat des kommenden Jahres stünde und so harmonische der jeweilige Tag, bzw. die Nacht verbracht würde, so würde auch der entsprechende Monat ausfallen.

So war man bemüht während der gesamten zwölf Raunächte möglichst glücklich zu sein und potentiell negative Situationen natürlich zu vermeiden, insbesondere Mangel an Glück und Freude oder an Wohlstand. Krankheit, Knappheit an Nahrung oder anderen Dingen, aber auch ein Fehlen von Erholung und Entspannung durch ein übermäßiges Arbeitspensum, galt es zu dieser Zeit vorbeugend auszuschließen.

So erklärt sich auch die, aus heutiger Sicht oftmals als nicht nachvollziehbare Verschwendung von Nahrungsmitteln empfundene Völlerei, wie sie von den Germanen überliefert ist.
Die Menschen wünschten sich, im kommenden Jahr ebenso im Überfluss zu schwelgen wie in der heiligen Zeit der Winternacht, weshalb auch in schlechten Erntejahren oder in Zeiten der Not, alles aufgetafelt wurde, was gerade so entbehrlich schien, ohne das Überleben bis zum Frühjahr zu gefährden.

Auch der überlieferte Brauch, in der heiligen Zeit sowohl Waffen, als auch Werkzeug ruhen zu lassen, jeglichen Streit zu vermeiden, sowie die Rechtsprechung (vermutlich auch den Handel) auszusetzen, sagt einiges über die Mentalität der historischen Germanen aus.
Man wünschte sich also offenbar einen möglichst harmonischen und konfliktfreien Alltag für das kommende Jahr.

Apropos Wünsche. Zu keiner anderen Zeit des Jahres schien die Möglichkeit einer möglichst positiven Einflussnahme auf das eigene Schicksal mit Hilfe magischer Praktiken größer gewesen zu sein als in den „Zwölfen“.
Es wurde geopfert, orakelt, gelost und gewünscht was das Zeug hielt. Oft alles zusammen, wenn das Ritual es hergab.

Eines der Überbleibsel vorchristlich-weihnachtlicher Zukunftsschau und Wahrsagerei finden wir im modernen Silvesterbrauchtum, in Form des Bleigießens wieder.

Relativ bekannt ist der Brauch des „Losens“ oder „Stabziehens“, womit in der Regel das Runenorakel gemeint ist.
Man konnte sich entweder von den Runenkundigen die Runen „werfen“ lassen, aber auch jeden Tag der Zwölfe eine Rune „ziehen“, zum Beispiel aus einem Beutel oder einem Gefäß, aus welcher sich dann Rückschlüsse auf den entsprechenden Monat des kommenden Jahres ziehen ließen.

Dieser Gedanke erhielt sich in den sogenannten Bauernregeln bis in die Neuzeit hinein. So sollte Wetterschau (eine Art des Orakels) betrieben werden und aus dem Wetter der verschiedenen Rauhnächte Rückschlüsse auf die entsprechenden Monate des kommenden Jahres gezogen werden.

So gut wie jede Handlung, selbst sonst gänzlich banale Abläufe des Alltags hatte zur Julzeit quasi „magische“ Bedeutung und jede Erscheinung in der Natur, wie beispielsweise Wolkenbildung, Vogelflug oder anderem, wurden in diesem Kontext interpretiert.
Neben den sonst üblichen Opferplätzen war mit Sicherheit das sogenannte Julfeuer Dreh- und Angelpunkt der kultischen Praxis. Hier konnte je nach Anliegen geopfert werden, geschworen und gewünscht.
Doch auch verschiedenen Speisen und Getränken wurde über deren symbolische Bedeutung hinaus oftmals magische Wirkung zugeschrieben, wie wir im Folgenden sehen werden.

„Kulinarisches Brauchtum“ zur Wintersonnenwende

Die zwölf heiligen Nächte und Tage waren nicht nur die Zeit der Magie, der Rituale und des Ahnenkultes, sondern vor allem eine Zeit der Freude und des Feierns. Zu keiner anderen Zeit des Jahres wurde derart ausgiebig geschlemmt wie zur Weihenachtszeit, wurde eine derartige Fülle verschiedenster Speisen und Getränke hergestellt und aufgetafelt.
Selbst wenn die Erträge des Jahres einmal dürftig ausfielen, sollte es in dieser Zeit an nichts mangeln und immerhin galt es neben der Familie unter Umständen auch noch weitere Gäste zu verköstigen und auch die Geister der verstorbenen Ahnen, die man während der Festzeit um sich wähnte, sollten nicht zu kurz kommen. Offenbar wurde der Gürtel während der verbleibenden Wintermonate lieber enger geschnallt, als diese Tradition zu brechen und sich während der Julzeit eventuell Unglück für das kommende Jahr zuzuziehen.
Auch musste stets damit gerechnet werden, unangekündigten Besuch zu bekommen, den es dann der Tradition gemäss galt ebenfalls willkommen zu heissen und zum Gelage zu bitten.
Es wurde also gekocht, gebraten, geräuchert, gebacken, gebraut und geschlemmt was das Zeug hält.

Besondere Bedeutung wurde unter anderem offenbar dem sogenannten ‚Julschwein‘, vielmehr dem ‚Jul-Eber‘ zugeschrieben.
Hier wird der „schlichte Volksglauben“ einerseits schon deutlich in Richtung echter ritueller Zeremonien überschritten und zudem haben wir im gesamten Kult um den Eber ein schönes Beispiel germanischen Brauchtums vor uns, auf welches ich an dieser Stelle näher eingehen möchte, denn dieser Brauch vereinigte in sich, neben klassischem Tieropfer-Ritual und archaischer Orakelpraxis, auch die Vorstellung einer möglichen positiven Schicksalsbeeinflussung durch „rituelles Wünschen“, zu einem komplexen kultischen Ablauf, welcher wiederum die Bedeutung dieses durchaus als ‚religiös‘ zu bezeichnenden Termins vortrefflich aufzeigt.

In vielen der von Germanen bewohnten Regionen scheint die Juleber-Zeremonie das heilige Fest eingeleitet zu haben.
Genau genommen begann diese schon am Tag vor der Wintersonnenwende und zwar mit dem Opfer, also der von angemessenen Besänftigungs- und Danksagungsritualen begleiteten Tötung des Schweins und sollte dieses in der kommenden Nacht verspeist werden, musste es entsprechend zeitig zubereitet werden und das erforderte damals wie heute viele Stunden am Spieß.

Ob direkt nach der Tötung und dem Aufbrechen des Tieres, sowie von wem aus Blut und/oder Innereien orakelt wurde, wie einige Quellen es berichten, entzieht sich meiner Kenntnis.
Generell erscheint mir die Weissagung, zur der zweifellos auch das Orakeln aus Blut oder Innereien gehört, eher einer höheren, dem Volksbrauchtum übergeordneten Ebene ritueller Praxis anzugehören, als dem „Hausgebrauch“.

Zumindest aber scheint das gemeinschaftliche Verspeisen eines männlichen Schweins im Rahmen einer entsprechenden Zeremonie Teil einer quasi „pangermanische Tradition“ zu Jul gewesen zu sein.

Der Überlieferung zufolge war der sogenannte Juleber dem germanischen Fruchtbarkeitsgott Frey oder Fro geweiht.
Ich persönlich vertrete die Ansicht, dass Frey (Freyr/Ingwio/Yngvi, Sohn der Nerthus), ursprünglich einen, nämlich den zeugenden, Frühling bringenden Aspekt des Himmelsgottes Tiu/Tiwaz repräsentierte, welcher erst in späterer Zeit ein Eigenleben innerhalb der Mythologie entwickelte.

Der Juleber jedenfalls war zweifellos ein Fruchtbarkeitssymbol, welches nicht nur der momentan in der Unterwelt weilenden Göttin geweiht war, sondern unter anderem vor allem auch der ihn verspeisenden Gemeinschaft seine Kraft und Fruchtbarkeit verleihen sollte.
Praktiken wie diese sind von vielen archaischen Kulturen rund um die Welt bekannt.

Bevor jedoch das eigentliche Festmahl begann, wurde von dessen Ausrichter, in der Regel dem Hausherren oder dem Dorfältesten, also dem Ewart – wieder begleitet von einer Zeremonie – der gebratene Kopf des Ebers in die Runde der andächtig Wartenden gereicht.
Vermutlich dem Sonnenlauf folgend, nahm nacheinander jeder der Anwesenden den Eberkopf respektvoll entgegen, hielt ihn einige Zeit und bedankte sich angemessen beim Geist des Ebers für sein Opfer, anschließend sicherlich auch bei den Gastgebern und natürlich bei den Göttern und Geistern der Ahnen.
Nach den üblichen Segenswünschen, konnte dem Eberkopf ein Wunsch anvertraut werden oder ein Schwur geleistet, was mit einem Bissen vom Fleisch des Eberkopfes gleichsam unterstrichen oder „besiegelt“ wurde.
Wurde der Eberkopf weitergereicht, folgte unmittelbar darauf ein mit Bier oder Honigwein gefülltes Horn, das symbolische Gegenstück zur männlichen Zeugungskraft des Ebers, der kultischen Bedeutung zufolge vermutlich gereicht von der Hausherrin.
Das Füllhorn als Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit und Empfängnis ist bis in die heutige Zeit bekannt.

Ebenfalls auf diesem alten heidnischen Brauch basieren Begriffe wie „Schwur-Eber“, „Wunschschwein“ oder auch „Glücksschwein“, welches vielerorts noch immer bekannt ist als Teil regionalen Brauchtums zur Weihnachtszeit und des Jahreswechsels.

Der durch die Zeremonie selbst heilig gewordene Schädel des Julebers, als Träger der Wünsche und Schwüre der Menschen, erfuhr während der Rauhnächte quasi eine Sonderbehandlung. Ähnlich wie die Sonnenwendkränze des Sommers oder die Erntedankkrone, schrieb man auch ihm die Fähigkeit zu, über den eigentlichen Ritualtermin hinaus Glück zu bringen. Je nach Tradition wurde dieser dann entweder für eine gewisse Zeit im Haus oder auf dem Hof behalten und dann zu einem folgenden religiösen Termin, wie beispielsweise zur Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche, verbrannt, für immer dort behalten oder auch in einem heiligen Bezirk deponiert.

Eine noch bekanntere und immer noch höchst beliebte Tradition zur Weihnachtszeit ist das Backen von ‚Julgebäck‚, wie es in Skandinavien heute noch genannt wird.
Das „Weihnachtsgebäck“ der vorchristlichen Germanen dürfte allerdings weniger süß gewesen sein als das heutige.

Allerdings wurde auch damals schon bevorzugt sogenanntes Bildgebäck zu dieser Zeit hergestellt und auch die Motive unterschieden sich auf den ersten Blick gar nicht so sehr. Symbole zum Beispiel wie das Herz, bei den Germanen ein Fruchtbarkeitssymbol, welches im Grunde nichts anderes als die weiblichen Genitalien darstellt, auch Flecht- und Knotengebäck. Kreuzdarstellungen hat es auch damals schon gegeben, allerdings wurde das Kreuz in all seinen Formen, wie Radkreuze, verschiedene Hakenkreuzarten, aber auch ganz simple gleichschenkelige Kreuze, als Sonnensymbol angesehen.

Aus Skandinavien kennt man heute noch gebackene Figuren von Menschen, gern auch paarweise, Götter oder Götterpaare darstellend, aber auch Abbildungen von Tieren, die mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurden, wie Bocksdarstellungen, der Eber oder Hahn und Henne, die im ländlichen Schweden immer noch zur Weihnachtszeit gebacken werden.
Dieses Gebäck wurde neben Äpfeln, Trockenobst und verschiedenen Nüssen mit Sicherheit auch für die Dekoration der „Jul- oder Weihnachtsgestecke“, den Vorläufern des Weihnachtsbaumschmuckes, genutzt.

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist dagegen das Brauen von „Julbier“ oder „Julmet“.
Aus dem älteren Gulatingsgesetz ist die Anordnung überliefert, dass in jedem Haus von einem Schweffel Korn Julbier zu brauen ist, welches zu gekommener Julzeit laut Gesetz in einer Gemeinschaft von nicht unter drei Gästen getrunken zu werden hatte.

Beim Julmet muss es sich um einen Honigwein mit speziellen Zutaten gehandelt haben und vermutlich unterschied sich ebenso das gebraute Bier in den Zutaten zumindest leicht vom sonstigen Alltagsgebräu.

Mir liegt das Rezept eines aus Mecklenburg stammenden Weihnachtshonigweines vor, den ich seit gut zehn Jahren selbst auch für die Julzeit ansetze und der durchaus einer vorchristlichen Zeit entstammen könnte. Die weiteren Hauptzutaten sind nämlich Äpfel und vor allem Holunderbeeren, die allerdings einiger Vorarbeit bedürfen, weshalb ich sie in der Regel als separaten Wein ansetze und erst nach vollständiger Gärung mit dem Honigwein mische. Auch die Äpfel gebe ich später hinzu, anstatt sie mit anzusetzen und zwar in Form von Bio-Apfelsaft, der dazu dient, den gemischten Met auf ein halbwegs verträgliches Alkoholniveau herunter zu strecken.

Der Apfel ist in der germanischen Mythologie von jeher ein wichtiges Fruchtbarkeitssymbol, welches Gesundheit, Erneuerung und Jugend repräsentiert.

Der Holunder hingegen wird mit dem Schattenreich der Holle/Hella/Hel assoziiert, der „Winter-Nerthus“ also, deren Namen er auch trägt.

Es ist durchaus vorstellbar, dass zur Julzeit auch Inhaltsstoffe mit berauschender oder psychoaktiver Wirkung in den Honigwein gegeben wurden.

Dafür sprächen neben der vielzitierten Rauschaffinität der Germanen und den deutlich schamanischen Bezüge des Julfestes, auch diverse Überlieferungen.

Während der Rauhnächte, wenn das Geisterheer Wuodens als „wilde Jagd“ über die germanischen Lande fegte, troff Schaum vom Maul seines Pferdes und dort wo der Schaum auf die Erde fiel, sollen zur Sommersonnenwende des folgenden Jahres Fliegenpilze aus dem Boden gesprossen sein. Ein Hinweis der ohne die beabsichtigte Nutzung der Pilze keinen rechten Sinn ergäbe.
„Wotans Fleisch“ sollen die Germanen den Fliegenpilz angeblich genannt haben und in Tongefäßen lässt sich der getrocknete Pilz problemlos mehr als ein Jahr lang aufbewahren.
Er verliert über diese Zeit nichts von seiner Wirkung und kann auch in getrocknetem Zustand noch auf alle erdenklichen Arten zubereitet werden.

Die eher psychoaktiv-extatische Wirkung des Fliegenpilzes würde jedenfalls zum Image des Julfestes passen.
Wärmebehandelt, beispielsweise durch Rösten oder Kochen, lassen sich die negativen Begleiterscheinungen der Ibotensäure weitgehend ausschalten und der Konsum ist ohne die sonst übliche Übelkeit möglich.

Denkbar ist auch die Nutzung des getrockneten und zerkleinerten Pilzes als Bestandteil von Räuchermischungen, die zu dieser Zeit offenbar auch Verwendung fanden.

Das Zusetzen psychoaktiver oder sonstig bewusstseinsverändernder Pflanzenteile, vor allem in alkoholische Getränke ist von den Germanen vielfach überliefert. Das Spektrum reicht von getrockneten Wurzeln, wie beim Sumpfporst, bis hin zu den Samen der Pflanzen, wie die vom Bilsenkraut, dessen Name übrigens Pate gestanden haben soll für das heutige Pilsener Bier. Erst später soll die Bedeutung auf die Stadt Plzen in Tschechien umgemünzt worden sein.

„Weihnachtsbaum“ oder nicht?

Diese banal anmutende Frage wird jedes Jahr sowohl unter Christen, als auch in neuheidnischen Gruppen kontrovers diskutiert.

Für die christliche Fraktion ist diese Frage leicht zu beantworten. Sie lautet Nein, denn der Brauch, Haus und Hof zur Weihnachtszeit mit immergrünen Pflanzen oder Pflanzenteilen zu dekorieren ist eindeutig heidnischen Ursprungs, wofür es etliche Belege gibt, wie eine ganze Reihe aus genau diesem Grund erlassener kirchlicher Verbote zum Beispiel.

Als ältestes dieser überlieferten Verbote gilt bis heute das von Bischof Martin von Bracara im Jahr 580 verhängte. Dieses Verbot richtete sich an die spanischen Sueben, die, jüngst eingewandert, in ihrer neuen Heimat natürlich nicht auf ihre jahrhundertealten Traditionen zur Wintersonnenwende verzichten mochten und in Ermangelung des ursprünglich genutzten Immergrüns, wie Nadelbaumzweige, Mistelbüsche usw. ihre Behausungen nun mit Lorbeer und dergleichen zu schmücken pflegten.
Als Erben und Vertreter einer besonders weit zurückreichenden kultischen Tradition unter den Germanen dürfen die Sueben wohl getrost als Maßstab für vorchristliches germanisches Brauchtum hergenommen werden. Hätten diese nun Bäume gefällt um diese in ihre Häuser oder Höfe zu stellen, dann wäre dies wohl in dieser Verbotsschrift explizit erwähnt worden.

Bei genauerer Betrachtung jedoch kommt man ohnehin zu dem Schluß, dass die in antiken Quellen beschriebene Baum- und Naturverehrung der frühen Sueben, insbesondere der als kulturelles Zentrum geltenden Semnonen, eine solche Praxis von vorn herein ausschließt, zumal, anders als beim Juleber, keinerlei Notwendigkeit zur Tötung des ganzen Individuums Baum bestand, da dessen Zweige den gewünschten Zweck in vollem Umfang erfüllten. Einem Schwein hingegen können nur schwer Körperteile zum rituellen Verzehr entfernt werden ohne dass dieses an seinen Verletzungen schließlich stirbt.
Dazu kommt, dass „der Spirit“ dieses Festes, also die Vorstellung von einer heiligen Zeit der Gerechtigkeit und Güte, in welcher Glück für das kommende Jahr „angehäuft“ werden sollte, mit dem Fällen eines als heilig geltenden Baumes quasi ad absurdum gefüht würde. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass das Fällen von Bäumen bei den frühen Germanen auch im Alltag einem gewissen rituellen Zeremoniell unterworfen war.

Generell berichten durchweg alle frühen Quellen vom Gebrauch von Zweigen und anderen Pflanzenteilen, niemals von ganzen Bäumen.
Erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts wird in den Aufzeichnungen konkret auf das Fällen von Bäumen eingegangen, auch hier in Form kirchlich verordneter Verbote, wie den „elsässer Urkunden von Schlettstett“ (1526 und 1555) in denen das „Abhacken von Weihnachtsbäumen“ ausdrücklich untersagt wird.
Das Schlagen ganzer Bäume ist mit einiger Sicherheit erst in christlicher Zeit in Mode gekommen, nachdem die heidnischen Glaubensgrundsätze weitgehend ausgelöscht oder zumindest überlagert wurden. Ein ähnliches Beispiel aus spätgermanischer Zeit stellt die Landnahme der schon teilwise christianisierten Wikinger auf Island dar, in dessen Folge die vormals von Bäumen bestandene Insel radikal entwaldet wurde. Ein solches Vorgehen wäre wohl eintausend Jahre früher noch undenkbar gewesen.

Allerdings kann für das mittelalterliche Weihnachtsbaumphänomen auch durchaus eine fehlerhafte Überlieferung des vorchristlich-weihnachtlichen Lebensbaum-Themas verantwortlich sein. Die Germanen scheinen mehrheitlich an ein mehrschichtiges Universum geglaubt zu haben, dessen verschiedene Welten durch die Wurzeln, den Stamm und die weitverzweigte Krone des „Lebensbaumes“ miteinander verbunden waren. Der Stamm des Lebensbaumes stellte, ähnlich wie die Erdachse, das Zentrum dieses Universums dar.

Dass der Lebensbaum auch während der Mittwinterzeit zumindest in einigen Regionen eine zentrale Rolle spielte, davon zeugen Bräuche wie die friesischen Weihnachtsbögen (in Baumform drapierte Zweige), die skandinavischen Julstangen oder das von G. Behm-Blancke beschriebene Phänomen der verkehrt herum, also mit den Wurzeln zuoberst eingegrabenen Birken im Winternachtsbrauchtum der finnischen Mordwinen. In diesem Brauch will er einen fast unverfälscht überlieferten Winternachtsbrauch aus der Tradition der antiken Festlandsgermanen entdeckt haben.

Kurzum, die Baumverehrung, besonders unter den frühen Germanen ist unbestritten, wurden diese jedoch geschmückt, so verblieben sie mit Sicherheit an ihrem Standort.
Die Lebensbäume für die heimische Stube „bastelten“ unsere Vorfahren noch selbst, eine schöne Tradition, die in manchen Regionen noch bis in die heutige Zeit zu beobachten ist.
In Norddeutschland zum Beispiel findet man bisweilen noch sogenannte Julbögen in verschiedenen Formen oder den „Klausenbaum“, ein pyramidenartiges Weihnachtsgesteck, vermutlich der Vorläufer der heute noch bekannteren „Weihnachtspyramide“. Egal in welcher Form, mit welcher Bezeichnung oder in welcher Gegend sie gebräuchlich waren, all diese Weihnachtsgestecke repräsentierten den Welten- oder Lebensbaum und immer waren sie auf ähnliche Art geschmückt, mit Äpfeln, Nüssen, Gebäck und natürlich Kerzen, in der Regel mit vieren.

Diesen Brauch findet man heute noch im sogenannten Adventsgesteck mit seinen vier Kerzen, nur dass die Kerzen heute quasi „verkehrt herum“ entzündet werden, nämlich zu jedem Advent eine mehr, während unsere Vorfahren mit dem knapper werdenden Licht bis zur Wintersonnenwende auch immer eine Kerze weniger entzündeten und die letzte Kerze zur Winternacht mit allem anderen Licht im Hause löschten.

Inwieweit der Fliegenpilz, bzw. seine Nachbildungen  in der frühen germanischen Zeit schon schmückenden Charakter in den Gestecken Verwendung fand ist unbekannt, vermutlich geht die Tradition, die Spitze des Weihnachtsbaumes mit einem hölzernen Fliegenpilz zu schmücken, auf dessen ursprünglich schamanische Bedeutung zu dieser Zeit zurück.

Alles Grün verblieb für die gesamte dunkle Zeit in Haus und Hof und wurde erst mit deren Ende zur Fasnacht mit den Freudenfeuern zum ersten Winteraustreiben rituell verbrannt.

Zu den in Mitteleuropa traditionell verwendeten immergrünen Pflanzen gehören natürlich alle Nadelbäume, unter diesen mit einiger Sicherheit auch die kultisch wichtige Eibe, auch wenn sie nirgends explizit erwähnt wird, die Mistel, die „Stechpalme“/Ilex, Buchsbaum, eventuell auch Efeu und dergleichen

Musik und „Heidenlärm“

Allen modernen Volksbräuchen, denen sich ein heidnischer Ursprung nachweisen lässt, haben eines gemein: die Erzeugung von Tönen und Rythmen.

Besonders laut ging es wohl während der dunklen Zeit zu. Egal ob Weihnachtsfest, Fasnacht oder finales Winteraustreiben zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr, es wurde musiziert, gesungen oder schlicht „auf die Pauke gehauen“, also Krach gemacht. Nach heutiger Einschätzung sollte dies der Abwehr oder dem Vertreiben „böser Geister“ dienen, doch in Wirklichkeit geht die Bedeutung der Musik bei den Germanen, nicht nur zu feierlichen oder religiösen Anlässen deutlich weiter.

Die mündlichen Überlieferungen der Germanen, die von der Schöpfungsgeschichte, über diverse Lobpreisungen und Heldensagen, bis hin zu scheinbar banalen Schilderungen, bevorzugt in Vers- oder Reimform (sogenannter Stabreim) vorgetragen und weitergegeben wurden, wirkten natürlich besser, wenn sie entsprechend musikalisch untermalt wurden. Skalden, Barden und andere Geschichtenerzähler, bzw. „Geschichtensänger“ ließen ihre Vorträge aus diesem Grund gern von Instrumenten begleiten.
Die Einführung der Leier und anderer Saiteninstrumente machte die Interpreten unabhängig von Begleitmusiken und es war fast schon Standard, dass der Entertainer sich musikalisch selbst begleitete.

Diese leisen und harmonischen Klänge zum Sprechgesang der Geschichtenerzähler scheinen hervorragend zum heutigen Image des besinnlichen Weihnachtsfestes zu passen.
Doch erinnern wir uns an den mutmaßlich schamanischen Ursprung des Winternachtsfestes, kommt uns als erstes der Schamane mit seiner Rahmentrommel in den Sinn.
Die Trommel ist generell eines der ältesten Musikinstrumente der Menscheitsgeschichte und ihr Gebrauch auch durch Trommelkörper aus nicht verrottenden Materialien, wie beispielsweise Ton für Mittel- und Ostdeutschland belegt. Diese Tontrommeln stammen allerdings zum größten Teil aus der Bronzezeit.
Da Trommel- wie auch Paukenkörper in der Regel aus Holz bestehen und auch die Bespannung aus Haut schnell verrottet, sind klar zuordbare Funde selten bis nicht vorhanden.

Schellen, Rasseln, Glocken und dergleichen kennen wir aus dem modernen Volksbrauchtum zu den Rauhnächten. In den „Glöcklernächten“ sollte der Winter und mit ihm potentiell böse Geister durch den „Heidenlärm“ vertrieben werden.

Flöten und kleinere Blasinstrumente werden zu diesem Zweck kaum genutzt worden sein, diese kamen wohl eher im Hausgebrauch zum Einsatz.

Vielmehr gibt es eine gewisse Bandbreite größerer Blasinstrumente aus Horn, Holz und Bronzeblech, die durchaus in der Lage sind Lautstärkelevel zu erreichen, die die Bezeichnung „Heidenlärm“ verdienen. Zudem lassen diese sich meist nur rythmisch spielen, was eine praktische Kombination mit Trommeln und Pauken ermöglicht, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.

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