Eine Brücke in die Vergangenheit
Das Havelland, am Rande Berlins, mitten in der schönen Mark Brandenburg im Osten Deutschlands gelegen…wer kann schon etwas über seine Geschichte erzählen, etwas das weiter zurück geht als die Erinnerungen an die ehemalige DDR oder das was die Großeltern aus ihrer Jugend zu berichten wussten?
Manchen fällt Fontane ein, der Birnbaum zu Ribbeck, eventuell erwähnt noch jemand die Quitzows und besonders Geschichtsinteressierte werden Albrecht den Bären erwähnen, die Askanier und die sogenannten Slawen.
Doch die wenigsten wissen, dass hier schon vor 2000 Jahren, also rund 1000 Jahre vor Albrecht dem Bären, große Geschichte geschrieben wurde…Europäische Geschichte.
In der Antike, zu Beginn unserer Zeitrechnung, das römische Imperium befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht, war das heutige Ostdeutschland vom altehrwürdigen und mächtigen Volk der Semnonen und deren verwandten Stämmen besiedelt.
Gut eintausend Jahre waren die Semnonen die unumstrittenen Herren zwischen Elbe und Oder, von der Ostseeküste bis zu den Mittelgebirgen. Über Jahrhunderte hinweg war dies das „heilige Land“ aller semnonischen Abkömmlinge, Sueben genannt, egal ob sie dem Volk der Hermunduren, Markomannen, Quaden oder Allamannen angehörten.
Diese und weitere germanische Stämme werden heute von Historikern und Archäologen als sogenannte „Elbgermanen“ bezeichnet. Sie alle eint vor allem eines, die gemeinsame Herkunft aus dem Schoße der Semnonen…und ihr Einfluß auf die Geschichte Europas.
Quellen
Vor allem der Archäologie ist es zu verdanken, dass es Historikern heutzutage möglich ist die spärlichen antiken Quellen zu unseren Vorfahren zu überprüfen, mit Fakten zu ergänzen und ein völlig neues Bild unserer havelländischen, brandenburgischen und ostdeutschen Geschichte zu zeichnen. Ein Bild, welches mit fortschreitendem Forschungsstand immer größer und bunter, immer opulenter wird.
Wenn Tacitus einst schrieb, die Semnonen hätten „hundert Gaue“ bewohnt, dann mag dies übertrieben klingen…die Spatenforschung jedoch gab ihm schließlich recht, das Havelland war schon vor 2000 Jahren ähnlich dicht besiedelt wie heute.
Dies änderte sich erst im 3. – 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, als die hohe Zeit der Semnonen nach fast 1000 Jahren Herrschaft endete.
Auch ihr Andenken verblasste immer mehr und wieder verdanken wir es den Aufzeichnungen eines antiken Schriftstellers, Cassius Dio nämlich, der in seiner „Historia Romana“ den „ehrenvollen Empfang“ zweier semnonischer Würdenträger durch den amtierenden römischen Kaiser Domitian für die Nachwelt festhielt.
Ganna
Diese Würdenträger waren „König Masyos“ und die „Seherin Ganna“, welche die weltliche und spirituelle Führung ihres Volkes repräsentierten.
Auf die Bedeutung dieses Besuches, der Konstellation dieser Delegation und vieles mehr, wird an anderer Stelle noch eingegangen werden.
Dieser Seherin oder Priesterin GANNA jedenfalls, die von den ihren als heilige Frau verehrt wurde und stellvertretend die dem Mann ebenbürtige Frau repräsentiert, ist unser Projekt „Historisches Dorf GANNAHALL“ gewidmet.