Hinweise & Anmerkungen:
Mit unserer Netzpräsenz möchten wir eine möglichst breite Öffentlichkeit nicht nur über unser Projekt „Historisches Dorf Gannahall“, sondern auch über die historischen Hintergründe informieren. Da allerdings „der Ottonormalbürger“ in der Regel kein Studium der deutschen Geschichte oder der Archäologie vorweisen kann und dementsprechend sowohl mit dem Thema, als auch mit den anhängigen Fachtermini nur wenig oder gar nicht vertraut ist, haben wir uns dazu entschlossen, einen möglichst allgemeinverständlichen Schreibstil zu wählen.
Auf Fachbegriffe und Zeitangaben wie “Phase B1b” oder “Völling Gruppe IV” werden wir in unserer kleinen Zeitreise weitgehend verzichten, da sie den interessierten “Neueinsteiger” zunächst eher verwirren als aufklären.
Aus eigener Erfahrung wissen wir wie anstrengend die Fachliteratur zu Archäologie und Geschichte oftmals zu lesen ist und wie wenig dann von der Lektüre letztendlich hängen bleibt. Stattdessen werden allgemein gebräuchliche Formulierungen und gängige Zeitangaben wie v.d.Z./n.d.Z. oder v.Ch./n.Ch. verwendet.
Auch eine Störung des Leseflusses durch Anmerkungen und die erfahrungsgemäß umfangreichen Quellenangaben wollen wir vermeiden, weshalb diese „ausgelagert“ werden. Sie finden die betreffenden Quellen zukünftig in jeder Kategorie als „sublink“ separat aufgelistet. Diese Gesamtübersicht soll bei gewecktem Interesse gleichsam als Empfehlung für weiterführende Fachliteratur dienen.
Achtung: Dies gilt ausschließlich für die von uns verfassten Beiträge. Gastbeiträge, Literaturauszüge und Zitate werden im Original wiedergegeben, sind aber ggf. entsprechend als Fremdbeiträge gekennzeichnet.
Wir wünschen viel Spaß beim Exkurs durch die märkischen Frühgeschichte!
Der unbekannte Vorfahr und seine fast vergessene Geschichte
Wir schreiben das Jahr 2018 nach Beginn der Zeitrechnung … unsere Epoche nennen wir das Informationszeitalter.
Jeder Geschichtsinteressierte besitzt heute die Möglichkeit, via Internet, über unzählige Doku-Kanäle und sonstige Medien seinen Wissensdurst zu stillen. Doch nehmen wir einmal an, wir würden diese Zielgruppe im Zuge einer entsprechenden statistischen Erhebung ausnahmsweise einmal nicht zu den alten Ägyptern oder dem römischen Imperium, sondern beispielsweise ausgerechnet zu ihren eigenen antiken Vorfahren befragen.
Diese Statistik zum allgemeinen Wissensstand fiele wohl einigermaßen ernüchternd aus. Bezogen auf die Metropolregion Berlin/Brandenburg wüssten schätzungsweise vielleicht zehn Prozent der Befragten den Namen der märkischen Siedler des Jahres Null zu nennen und weniger als die Hälfte dieser zehn Prozent könnte wohl mit rudimentärem Hintergrundwissen zu glänzen.
Leider weiß die Bevölkerungsmehrheit im Osten Deutschlands nur wenig bis gar nichts über ihre Vorfahren, die Semnonen, welche doch gut 1000 Jahre lang die weiten Gebiete zwischen Elbe und Oder und zeitweilig gar von der Ostseeküste bis zu den Mittelgebirgen beherrschten. Das Erstaunen der Befragten wäre wohl groß, wüssten sie um die Größe und die geschichtliche Bedeutung dieses Volkes oder gar dessen Einfluss auf Gebiete weit jenseits ihrer Stammlande im heutigen Ostdeutschland.
Wie also kann ein, glaubt man den mittlerweile durch die Archäologie bestätigten historischen Quellen, derart großer und einflussreicher Stamm nur so kurze Schatten werfen? Macht man sich auf die Suche nach einer Antwort auf diese Frage, tut sich eine unglaubliche Fülle weiterer Fragen auf:
Wer waren die Semnonen wirklich? Nur irgendein germanischer Stamm unter anderen, ein Name unter vielen auf historischem Kartenmaterial, eine unbedeutende Randnotiz in der mitteleuropäischen Frühgeschichte?
Oder waren sie vielleicht doch viel bedeutender als man auf den ersten Blick glauben mag?
Waren die Semnonen vielmehr die Hüter eines „heiligen Landes“ und der uralten Kultstätten aller sogenannten Suebischen Stämme? War ihr Siedlungsgebiet gar das steuernde und kulturelle Zentrum für diese Stämme, mit einer identitätsstiftenden Wirkung welche über lange Zeit bis weit über ihre Grenzen hinweg ausstrahlte … und wenn dies so war, wie kam es dazu? Wie und warum wurden sie zum mächtigen, beständigen Fels in der Brandung der Zeit, zu einer „grauen Eminenz“ des antiken Mitteleuropa, geachtet und unangetastet von den Mächtigen, den „Global Players“ ihrer Zeit?
Wohin entschwanden die Semnonen dann nach über tausendjähriger Herrschaft über den Osten Deutschlands oder sind sie nie vollständig verschwunden? Wie wirkte ihr Einfluss in der europäischen Geschichte nach?
Und warum schließlich legte sich der Nebel des Vergessens über die einstmals großen Semnonen und ließ sie im Meer historischer Banalitäten und Höhepunkte versinken?
Was hat all dies mit „den Germanen“ und Römern, der sogenannten Völkerwanderung und der Christianisierung Europas, der jüngeren deutschen Geschichte, dem Nationalsozialismus, der ehemaligen DDR und dem modernen deutschen Zeitgeist zu tun? Welche Rolle spielten dabei Archäologie, Geschichtsforschung, Politik, Missbrauch, Manipulation und Diskriminierung? Ist der Umgang mit den historischen Germanen wirklich „problematisch“, beeinflusst dies deren Bild in der öffentlichen Wahrnehmung der heutigen Zeit und wenn, warum ist das so?
Diesen und anderen Fragen werden wir auf diesen Seiten in den verschiedenen Rubriken nachgehen und hoffentlich verständlich und zufriedenstellend beantworten können.
Männertracht mit Schild und Speer und Mantel